Grenzwege
- brisieno
- 30. Sept. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Feb.
Tag 58, 19,5km, 5 Stunden
Dechow - Ratzeburg/Mölln

Dass zweite Tage immer so anstrengend sein müssen. Könnte an den 30km gestern liegen... Heute war ich eher im Schneckentempo unterwegs, müde Beine, aber vor allem gab es auch viel zu fotografieren und zu lesen zwischendurch. Es gab mal wieder viel wissenswertes! Immer noch bestes Herbstwetter, bisschen windig und immer noch viel auf und ab neben den Seen.


Ich hätte von der Unterkunft auch einen kürzeren Weg wählen können, aber der Grenzverlauf war anders. Also den ersten (und einzigen) Bus bis zum Einstieg, ungefähr dort, wo ich gestern abgebogen war.
Der erste interessante Punkt war Lankow, ein geschleiftes Dorf. Über 750 Jahre Bestand und dann einfach dem Erdboden gleich gemacht, nur weil jemand meint, es sei zu nah an der Grenze.

Lankow wird zuerst 1211 in Besitz der Familie von Ritzerow erwähnt. Während des 30jährigen Krieges war Lankow wüst geworden, der Dechant Detlev von Bülow fand bei seinem Amtsantritt 1644 nur noch drei Bauern im Dorf vor. Zur Zeit der Regulierung 1801 gab es drei größere Höfe, zwei Büdnereien, eine Stellmacherei und eine kleine Schule.
Das auf einer Halbinsel gelegene Dorf gibt es nicht mehr. Die Dorfstätte ist heute streng geschütztes Naturschutzgebiet. 1972 wurde Lankow freigezogen und vernichtet, selbst große Bäume wurden nicht geschont, um freies Schußfeld an der Grenze zu gewinnen. Außer den Grenzern durfte niemand mehr in die Nähe des Lankower Sees kommen. Stacheldraht im See, ein das Wasser über- und unterspannender Drahtverhau, Signal- und Streckmetallzäune sperrten den Zugang.
Reste einer ehemaligen Bauernstelle sind am Seeufer noch zu sehen. Heute gehört der Lankower See mit seiner schönen Umgebung zum Biosphärenreservat Schaalsee und die zauberhafte Landschaft ist wieder zugänglich. Auf erschlossenen Wegen kann man die Natur genießen.

Und dann ging es recht bald auf den gut gestalteten Grenzweg rund um Schlagsdorf. Viele informative Tafeln, mal bekanntes, mal ganz persönliche Geschichten. Auch im Ort selbst im Museum Schlagshus eine sehr lohnenswerte Ausstellung. Diese Erlebnisse von Zeitzeugen sind immer spannend.

Das „Grenzhus Schlagsdorf. Informationszentrum innerdeutsche Grenze“ ist die größte und wichtigste museale Einrichtung zur Erinnerung an die innerdeutsche Grenze in Mecklenburg-Vorpommern. Wir arbeiten zugleich als nördliches Informationszentrum im Biosphärenband Elbe-Schaalsee.
Auf der Grundlage wissenschaftlicher Standards dokumentieren, erforschen und vermitteln wir die Geschichte der innerdeutschen Grenze zwischen Ostsee und Elbe von 1945 bis 1990 sowie ihre Vor- und Nachgeschichte. Der Respekt vor den Opfern des DDR-Grenzregimes ist zentraler Ausgangspunkt unserer Arbeit, lässt uns nach den Voraussetzungen, Bedingungen und Folgen des Grenzregimes innerhalb der SED-Diktatur fragen. Wir betten die Geschichte der Grenze in einen gesamtdeutschen und europäischen Zusammenhang ein.
Wir unterscheiden uns von anderen „Grenzmuseen“ durch einen konsequenten regionalen Bezug, stellen den Lebensalltag der Menschen auf beiden Seiten der Grenze in den Mittelpunkt und verknüpfen die Gesellschaftsgeschichte mit dem Wandel des Naturraums.
Wir sammeln, bewahren und erschließen Objekte und biographische Erinnerungen zur regionalen Geschichte der innerdeutschen Grenze und machen sie öffentlich nutzbar. Die Erforschung der Geschichte und historischen Spuren im ehemaligen Grenzstreifen sind die Grundlagen für unsere Bildungs- und Ausstellungsarbeit.
Und im Museumscafé gab's auch ne richtige Mittagspause. Danach Richtung Ratzeburg. Aber da mein Quartier in Mölln liegt, habe ich schon vorher einen direkten Bus genommen. So hatte ich einen entspannten Tagesabschluss.
Statt der Gedanken zum Zitat lieber noch zwei aus dem Museum.


Unterkunft: Haus Bambi in Mölln*
Einfache Gästeunterkunft, alles vorhanden
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